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Härtetest der Natur: 25 Tage Solo - Hike durch das wilde Island

13. Mai 2025

Island zählt zu den berühmtesten Vulkaninseln der Welt und gilt mit seinen zahlreichenWanderrouten und Attraktion als besonders beliebtes Reiseziel für Touristen.Auf einessolltest du jedoch nicht vergessen: du wanderst auf einem überdimensionalen Vulkan.DerVulkan Katla ruht seit über 80 Jahren und kann im Prinzip jederzeitausbrechen. Laut einemerfahrenen isländischen Reiseführerereignen sichbinnen48 Stunden rund163 Erdbeben.

Warum gerade Island?

Auf Island tummeln sich nicht nur die Hardcore-Wanderer sondern auch Standard-Touristen. Zu den absoluten Highlights gehört ein Bad in einer der vielen heißen Quellen und ein Besuch des größten Geysirs der Welt. Aber wie auch immer, ich habe mir etwas anderes vorgenommen. Ich relaxe nach einer hart erarbeiteten Tagesetappe im Hilleberg Zelt – meinem Zuhause für die nächsten 25 Tage. Auf dieser überschaubaren Fläche von 2,50 m x 1,60 m esse, schlafe, reflektiere ich und erhole mich von Tagen voller Regen, Sturm und zahlreichen Fluss- und Bergüberquerungen.

Es ist jedoch die unbeschreiblich raue Natur, die mich hierherführt. Ich möchte meine geistigen und physischen Grenzen neu erforschen und über mein Dasein nachdenken - der endlose Weg auf der Suche nach Glückseligkeit. Expeditionen sind oft ungewiss. Man sollte nicht mit allzu großen Erwartungen starten, sondern sich einfach nur vornehmen, am Ziel anzukommen, und das am besten gesund und munter.

Warum im Alleingang?

Jeder hat seine eigenen Beweggründe zur Gestaltung des Lebens und interpretiert Dinge anders. Manche wollen am Strand relaxen, die anderen lieber im Wohnmobil durch die Landschaft cruisen oder den Puls der Städte erleben.

Mich persönlich hat Mutter Natur schon immer besonders angezogen und mir das Gefühl von Geborgenheit gegeben. Sie ist eine gute Lehrmeisterin, dabei aber auch sehr selektiv und holt dabei aus jedem das Beste heraus. Nur die Natur kann mich vor Herausforderungen stellen, die so groß und unerreichbar scheinen, dass ich all meine Fähigkeiten bis ans Limit und darüber hinaus, ausreizen muss, um zur besten Version meiner selbst zu werden. Es ist eine ganz spezielle Form der Selbstfindung.

Ich bin auf einer nicht genau definierbaren Suche, vielleicht auf einer Suche nach den Antworten auf die großen Fragen des Lebens. Ich denke, dass man nur durch Schmerz, seinen wahren Charakter erkennen und somit zu Erkenntnissen gelangen kann. Es ist ein innerer Drang, der mich in die Ferne zieht. Für mich geht es um Seelenruhe, spirituelles Wachstum, und ein Leben voller Abenteuer, weit weg vom Mainstream.

Das zweite Leben beginnt, wenn wir einsehen, dass wir nur das eine haben. Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende.

Der Schlüssel zum Erfolg

Jedem muss klar sein, dass eine Expedition immer mit Kosten verbunden ist. Equipment wie Zelt, Schlafsack, Bekleidung, Rucksack, elektronische Ausrüstung usw. sowie Reisespesen, Sicherheitsausrüstung, Verpflegung, Luxusartikel und vieles mehr belasten den Geldbeutel. Bei jeder geplanten Expedition steht man vor neuen Ausgaben. Ist man sich dessen im Klaren, kann die eigentliche Vorbereitung beginnen.

Klima und Terrain

Die zu erwartenden Klima- und Geländebedingungen sind von entscheidender Bedeutung. Ein Zelt ist nicht immer die beste Lösung. Im Dschungel beispielsweise sollte man es vermeiden, auf dem Boden zu schlafen, da durch Insekten, Reptilien und anderes Getier die Nachtruhe etwas unangenehm werden könnte. Weitere wichtige Faktoren sind Kleidung und Tragesystem.

Dauer und Entfernung

Reisedauer, Distanz und Zivilisationsgrad spielen eine große Rolle. Komme ich auf meinem Weg an bewohnten Gegenden vorbei, wo ich meine Vorräte auffüllen kann oder werde ich in den nächsten 20 Tagen voraussichtlich keiner Menschenseele begegnen? Man packt natürlich anders, wenn man weiß, dass man nur zwei Tage unterwegs ist. 

Solo vs. Gruppe

Ich werde aber alleine unterwegs sein. Isolation ist für manche ein sehr großes Thema. In einer Gruppe ist vieles leichter zu meistern. Entscheidungen lassen sich aus verschiedenen Perspektiven betrachten, Emotionen können geteilt und diskutiert werden, und die gemeinsame Verantwortung entlastet den Einzelnen.

Ich habe jedoch das Gefühl, dass durch die Gruppendynamik das eigentliche Erlebnis verfälscht wird. Ich denke, dass man in der Gruppe weniger die Möglichkeit hat, die eigenen Grenzen auszutesten und nicht so viel über sich selbst lernt. Reisen im Alleingang birgt aber natürlich ein viel größeres Risiko und jeder, der dies schon mal erlebt hat, wird bestätigen können, dass jede Hürde, jede Entscheidung, jede Konsequenz, jeder Erfolg, jeder Fehler ganz bei einem selbst liegt. Diese Tatsache zwingt dazu, ganz im Hier und Jetzt zu leben.

Vorbereitung

Gewappnet für den Regen

In Island erwartet mich ein sehr zerklüftetes, hügeliges Vulkangelände. Auch Gletscherebenen, Wüstenabschnitte und sumpfige Gebiete werde ich auf meinem Weg passieren. Nachts kann die Temperatur bis auf 3 Grad fallen. Das Wetter auf der Insel lässt sich generell als sehr rau beschreiben, mit häufigem Regen und Stürmen.

Während meines 25-tägigen Aufenthalts regnete es an 24 Tagen so stark, dass der Windchill-Effekt zu einem kritischen Faktor wurde. Unter solchen Bedingungen ist ein hochwertiges Shell-Set unerlässlich und muss sorgfältig ausgewählt werden. In abgelegenen Gegenden, weit entfernt von der Zivilisation und ohne schnelle Rettungskette kann eine Unterkühlung oder eine schwere Krankheit auch mal lebensbedrohlich werden.

Ich habe mich aufgrund des kleinen Packmaßes für das Arcade Set von RevolutionRace entschieden. Bei der Jacke gilt es ein paar Dinge zu beachten. Sie ist kürzer als eine herkömmliche Regenjacke und es gibt keinen Gummizug auf der Rückseite der Kapuze. Dies hat zur Folge, dass die Kapuze sich nicht mit dem Kopf mitbewegt und statisch an einer Stelle bleibt, wodurch sich das Sichtfeld einschränkt. Ich würde auch dringend empfehlen, das Set vor der Abreise zusätzlich mit einer DWR-Imprägnierung zu behandeln, da die originale Beschichtung nur 3 bis 4 stärkere Regenschauer abhält – und ich sollte ganze 25 Tage unterwegs sein. Ich schwöre auf die DWR-Imprägnierung von NIKWAX. Die notwendige Bedienungsanleitung findest du auf der Website des Herstellers. Ich verwende dieses Produkt selbst bereits seit Jahren und es hat mir immer sehr gute Dienste geleistet.

Sack und Pack

Auf meiner Wanderung werde ich rund 312 km zurücklegen, wobei ich nur auf den ersten 80 km Zugang zu „Infrastruktur“ habe – wenn man eine kleine Hütte mit überteuerten Produkten und einem Plumpsklo als „Infrastruktur“ bezeichnen kann. Solchen Bequemlichkeiten werde ich jedoch bis zum Ende meiner Reise nicht mehr begegnen, sodass ich mich unterwegs ganz auf meine Vorbereitung verlassen muss.

Beim Rucksack entschied ich mich für den Osprey Aether Plus 85 L. Bei einer Körpergröße von 193 cm und einem Gewicht von 113 kg (athletischer Körperbau) lässt sich in diesem Modell ideal die gesamte Ausrüstung und Verpflegung für eine 25-tägige Wanderung unterbringen.

Um die Last von 26 kg so bequem wie möglich zu tragen, galt es ein paar Änderungen vorzunehmen. So fertigte ich mir zum Beispiel maßgeschneiderte Tragepolster an, da bei diesem Gewicht die schmalen Standardgurte sonst in meine Schultern geschnitten hätten. Es ging aufgrund der steilen Pfade meistens bergauf, daher war diese Anpassung wirklich absolut notwendig.

Entscheidend für eine erfolgreiche Wanderung ist der maximale Komfort beim Equipment. Unannehmlichkeiten lassen sich vielleicht nicht immer ganz vermeiden, doch bei gewissen Dingen sollte man von Beginn an keine Kompromisse eingehen, nämlich jenen, die dir die grundlegende Regeneration ermöglichen: Schlafausrüstung, Zelt/Unterkunft und Verpflegung. Wenn du längere Zeit bei härteren Bedingungen draußen unterwegs bist, ist die Basis wirklich unerlässlich. Ein durch Schlafmangel und unzureichende Ernährung angespannter, ermüdeter Körper ist anfälliger für Fehler und weniger leistungsfähig als ein fitter, genährter Körper: bestmögliche Erholung ist daher Pflicht!

Die optimale Routenplanung

Als Startpunkt für meinen selbsterstellten, 312 km langen Rundweg um den Gletscher Mýrdalsjökull habe ich Skógar gewählt. Diese Route führte mich über 80 km des beliebten Landmannalaugar Trails und durch eine der atemberaubendsten Landschaften Islands.

Ich empfehle, den Landmannalaugar Trail von Süden nach Norden zu wandern. Diese Richtung ist zwar anstrengender - es geht fast nur bergauf -, man entkommt aber den Haupttouristenströmen ein wenig und kann die Schönheit des Weges ungestörter genießen. Die Route ist eine Herausforderung, aber es lohnt sich auf jeden Fall. Ausführliche Informationen über den Wanderweg findest du unter Laugavegur Hiking Trail. Denk auch daran, dass der Laugavegur-Wanderweg ein Teil des gesamten Landmannalaugar-Trails ist.

Nach dem Landmannalaugar Trail führt die Route über ca. 60 km Schotterwege, auf denen normalerweise nur Allradfahrzeuge unterwegs sind. An diesem Punkt lässt man im Großen und Ganzen alle Anzeichen von Zivilisation hinter dir – von hier an ist keine Menschenseele mehr zu Fuß unterwegs.

Was mich nun erwartet, ist der eigentliche Grund meiner Reise: abgeschiedene, unberührte Natur. Es folgen kleinere Gletscher, unzählige Fluss- und Bergüberquerungen, Wüsten, karge Landschaften und sumpfige Gebiete mit Treibsand.

Rettung und Notfallvorbereitung

Während auf markierten Wegen und Pfaden Rettungskräfte relativ leicht Zugang haben, kann das auf selberstellten Routen etwas anders aussehen. Da ich meinem eigenen Weg statt dem wohlbekannten folge, könnte sich eine eventuelle Rettungsaktion etwas schwieriger gestalten.

Die meisten meiner Expeditionen finden in wilden, ungezähmten Gegenden statt, wo sich die Natur dem Menschen gegenüber von der unnahbaren Seite zeigt – und daran wird man oft erinnert. Das sichere Auffangnetz fehlt. Hier bin ich allein – mit meinen Hürden, Entscheidungen und meinem individuellen Weg. Dies stellt vor ganze eigene Herausforderungen, denn ein Hubschrauber hätte nicht die Möglichkeit mich so einfach von der nächsten Bergklippe abzuholen. Eine Rettungsaktion könnte in solchem Fall Stunden, vielleicht sogar Tage dauern. Daher habe ich immer genügend Verpflegung und Wasser dabei. Zur Sicherheit verfüge ich auch noch Garmin InReach Mini mit dem passenden Abonnement.

Die Anreise

Flug: von Göteborg nach Keflavik, Island, mit der Fluglinie PLAY.

Keflavik nach Reykjavik: Ich fuhr mit dem Bus des Busunternehmens Viator vom Flughafen Keflavik in die Stadt Reykjavik. Vom Stadtzentrum aus kann man entweder einen Shuttleservice zu den nahe gelegenen Campingplätzen buchen oder einfach zu Fuß gehen. Ich empfehle den Campingplatz Reykjavik Eco Campsite, der etwa 45 Minuten Fußweg von der Bushaltestelle im Stadtzentrum entfernt liegt.

Reykjavik nach Skogar: Für die Fahrt von Reykjavik nach Skogar nahm ich den Bus des Unternehmens Reykjavik Excursions. Du kannst aber auch einen Shuttleservice vom Eco Campsite zum Busbahnhof buchen, um die Reise zu erleichtern.

Für die Rückfahrt gilt die gleiche Strecke in umgekehrter Reihenfolge.

Körperliche und geistige Vorbereitung

Die physische und mentale Vorbereitung ist mindestens ebenso wichtig wie die richtige Ausrüstung – wenn nicht sogar wichtiger. Körper und Geist können Fehler besser ausgleichen als jedes Equipment. Deshalb konzentriere ich mich zur Stärkung meiner Widerstandskraft auf physisches Training, das gezielt auf diese Expedition abgestimmt ist.

Spezialtraining: Die Anforderungen der Expedition bestimmen die Trainingsroutinen. Erwarten mich auf der Tour extreme Höhenmeter oder Kälte, laufe ich Treppen mit zusätzlichem Ballast bei reduziertem Körpergewicht, damit ich nicht mehr schleppen muss als notwendig. Auch passe ich meine Essgewohnheiten an die zu erwartenden schwierigen Bedingungen an, behalte mir aber einen Fettpuffer bei. Bei früheren Expeditionen hat sich gezeigt, dass sich mein Körper nach etwas 10 Kilo Gewichtsabnahme stabilisiert.

Kältetraining: Zur Vorbereitung auf die Kälte geht es an intensives Outdoor-Workout in minimaler Bekleidung, gefolgt von Sprüngen in kalte Seen oder Flüsse. Das stärkt sowohl Körper als auch Geist.

Kraft und Ausdauer: Bei einer typischen Trainingseinheit trage ich einen Rucksack, gefüllt mit ca. 25 kg Kieselsteinen und Wasser sowie Knöchel- und Handgelenksgewichte. Damit geht es auf einen Run über 10 Kilometer in hügeligem Gelände. Ausschlaggebend dabei sind immer wiederkehrende Steigungen. Kraft und Ausdauer werden so am besten trainiert.

Die körperliche Vorbereitung beginnt ungefähr 6 Monate vor Expeditionsstart.

Mentale Vorbereitung: Bei all den Anstrengungen ist es wichtig, den Spaß an der Sache zu behalten. Ich nehme mich nicht allzu ernst und lasse die Drama-Queen aus dem Spiel. Eine gesunde Mischung aus Ernsthaftigkeit (Professionalität), kontrollierbarer Verrücktheit (Risikomanagement) und Nervosität (hält wach und aufmerksam) ist die beste Strategie.

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Mein Abenteuer auf Island

Skógar: Der Beginn einer 312 km langen Reise

Skógar markiert sowohl den Anfangs- als auch den Endpunkt meiner 312 km langen Rundreise um den Mýrdalsjökull, den viertgrößten Gletscher Islands mit einer Fläche von 596 km². Island hieß mich mit dichtem Nebel, gefolgt von starkem Regen willkommen. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, dass mich dieses unberechenbare Wetter die gesamte Wanderung über begleiten würde. In einem Moment war es sonnig, und 10 Minuten später überraschten mich sintflutartige Regenfälle mit 40 km/h Windgeschwindigkeit.

Aufgrund des Wetters konnte ich leider viele der Sehenswürdigkeiten nicht genießen und ich war gezwungen mein erstes Lager auf etwa 1.100 Metern unter schwierigen Bedingungen zu erreichen: Gegenwind, 5 Meter Sichtweite und eine Mischung aus Wolken und starkem Regen. Nach einem anstrengenden 9-stündigen Aufstieg zur Hütte, hieß es erstmal aufwärmen und trocknen. Etwa eine Stunde später klarte der Himmel auf, und ich wurde durch die freie Sicht zum ersten Mal von der atemberaubenden Schönheit der Landschaft beeindruckt. Nach einer Nacht auf Geröll und Lavagestein ging es weiter zum Laugavegur.

Die Route

Die verschiedenen Campingplätze unterscheiden sich im Laufe der Reise nicht großartig voneinander, gleichzeitig bevölkerten viele Touristengruppen mit mäßiger bis gar keiner Erfahrung die Landschaft. Doch der Weg selbst war einfach atemberaubend, führte mich in luftige Höhen und gab Landschaften preis, die fast unwirklich erschienen.

Die Wanderung fühlte sich an, wie eine Reise über drei Planten mit all seinen Formen und Farben, welche die Natur zu bieten hat. Schwarze Wüsten wechselten sich ab mit Gletscherüberquerungen, gefolgt von roten und gelben Bergen mit heißen Quellen und schwefelerfüllter Luft. Gegen Ende führte mich der Weg hinab in beeindruckende Bergschluchten, durchzogen von tosenden Flüssen, bis ich schließlich Landmannalaugar erreichte.

Eine Reise voller Herausforderungen, Glück und Reflexion

Von dem Zeitpunkt an wurde es ungewiss. Es erwarteten mich steile, rutschige Gletscher, riskante Bergüberquerungen und schmale, 30 Meter tiefe Schluchten und das alles bei unerbittlichem Regen und täglichem Sturm. Die Tagestemperaturen schwankten zwischen 9 und 13 °C (plus Windchill-Effekt), während die Nachttemperaturen auf 3 bis 6 °C sanken. Unzählige eiskalte Flussdurchquerungen in meist knie- bis hüfthohem Wasser standen auf dem Programm.

Ich spürte kleine Erdbeben und sah riesige Felsbrocken in der Größe eines Autos nur 50 Meter entfernt von mir von den Klippen fallen. Einmal geriet ich in Treibsand und konnte mich nur durch pures Glück befreien. Sturm und Regen hielten mich zwei Tage lang auf einem Bergkamm gefangen, und mitten in der Nacht löste sich ein Zelthering mit einem Knall, so laut wie ein Gewehrschuss. Es blieb mir nichts anders übrig als das Zelt bei strömendem Regen neu aufzustellen, obwohl ich die Zeltheringe stets mit 10-20 kg Steinen beschwerte.

Nachdem den Bergüberquerungen wurde das Gelände etwas flacher. Bald erreichte ich wieder Zivilisation in Form von zerklüfteten, sandigen Straßen, geeignet für hochgelegte 4x4-Geländewagen. Autofahrer überholten mich lachend und schüttelten bei meinem Anblick den Kopf, als ich fast brusttief und splitterfasernackt durch eiskaltes Wasser watete, den Rucksack auf meinem Kopf balancierend. Schließlich lag das erste Haus und eine asphaltierte Straße vor mir - ich spürte, dass sich meine Reise dem Ende zuneigte.

Zurück in die Zivilisation

Wieder in die Zivilisation zurückzukehren fühlte sich seltsam an, als wäre ich ein Fremder in einer Welt, in die ich nicht gehörte. Ich spüre generell oft eine gewisse Distanz zur Gesellschaft, was sich in letzter Zeit immer mehr verstärkt hat. Gedanklich war ich noch nicht beim Ende meiner Reise angekommen. Wie konnte es so schnell vorbeigehen? Vor mir lagen noch knapp 80 km Asphaltstraße. An diesem Punkt musste ich eine Entscheidung treffen, da auf Island freies Zelten in der Natur strengstens verboten ist, außer man befindet sich weitab jeglicher Zivilisation.

Ich beschloss, zum nächstgelegenen Dorf zu trampen. Nach etwa einer halben Stunde nahm mich ein litauischer Hotelangestellter mit, und wir unterhielten uns über unsere Erlebnisse auf Island. Ich ließ meine Gedanken ziehen und fühlte, wie einfach das Leben sein kann, welches Privileg es war in diesem Auto zu sitzen, das mich etwa 50 km in die nächste Stadt bringen wird. Später erfuhr ich, dass diese Entscheidung mir wahrscheinlich das Leben gerettet hat.

Haarscharf vorbei

Nach der Ankunft in Vik schlug ich mein Zelt auf einer flachen, grasbewachsenen Fläche auf – der erste bequeme Zeltplatz seit langem. Am nächsten Morgen ging es weiter. Da es wieder keine Möglichkeit gab, mein Zelt an einem abgelegenen Ort aufzuschlagen, beschloss ich, den Rest meiner Reise bis nach Skógar zu trampen.

Nach etwa 45 Minuten nahm mich ein polnischer Reiseleiter mit, der mir von einer Sturmflut zwischen dem Vorabend und dem Morgen erzählte, die durch kleinere Erdbeben, starken Regen, Wind sowie große Wassermengen von Gebirgsflüssen und Gletscherschmelzwasser ausgelöst wurde.

Die Flut ereignete sich genau an der Stelle, wo ich eigentlich mein Nachtlager aufschlagen wollte. Wäre ich dortgeblieben, hätte mich das Wasser mitten in der Nacht überrascht und weggespült. Glücklicherweise wurde niemand ernsthaft verletzt, da die Straße nachts nur selten befahren wird.

Den Rest der Fahrt verbrachte ich in Gedanken darüber, wie viel Glück ich auf der Reise hatte und ließ all die einschneidenden Erlebnisse, vom Kampf gegen Unterkühlung bis hin zu Momenten unbeschreiblicher Glücksgefühle, umgeben von atemberaubender Natur und ständig nasser Schlafausrüstung an meinem inneren Auge vorbeiziehen. Dabei registrierte ich kaum, dass wir inzwischen unser Ziel erreicht hatten. Ich bedankte mich bei meinem Fahrer für seine Hilfsbereitschaft, wir schossen noch schnell von uns beiden ein Foto und schon war mein Abenteuer zu Ende, an jenem Punkt, an dem ich es begonnen hatte.

Die Erkenntnis: Timing ist alles

Alles im Leben hat seine Zeit und kommt oft so, wie es kommen muss – das stellt die Charakterstärke auf die Probe. Werde aktiv bei Dingen, die du selbst beeinflussen kannst, und siehe allem anderen mit Akzeptanz, Gelassenheit und einem ruhigen Mindset entgegen. In manchen Momenten heißt es Handeln, dann wieder abwarten. Die Erfahrung lehrt uns den Unterschied zu erkennen – das ist der Schlüssel zum Erfolg.

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