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Abenteuer Kilimandscharo – die Besteigung des höchsten Gipfels der Welt

26. August 2025

Es begann mit einem leisen Gedanken – einem Traum, der im Stillen Form annahm. Wie wäre es, einmal auf dem höchsten Gipfel der Welt zu stehen, die dünne Luft einzuatmen, wo die Wolken nicht mehr über mir schwebten, sondern mich umgaben. Wann genau der flüchtige Wunsch zur handfesten Idee wurde, weiß ich nicht mehr, nur, dass es in der Stille wuchs. Vielleicht ist das alles reine Dummheit. Vielleicht ist es zu spät. Doch der Gedanke lies mich einfach nicht los: mal etwas wagen, eine Reise finden, die sich in den vollgepackten Kalender klemmen lässt, wo Flugzeiten, Reisetage und Budget zusammenpassen – und den Rest dem Schicksal überlassen.

Komme ich überhaupt mit der Höhenluft klar? Kann ich in einem Zelt übernachten? Macht mein Körper das mit? Keine Ahnung. Doch darin liegt der Reiz – sich ohne Garantie Hals über Kopf in ein Abenteuer zu stürzen. In dem Fall gilt: jetzt oder nie. Auf meinen Körper kann ich mich derzeit verlassen. Er ist nicht perfekt, aber stark. Man weiß aber nie, wie lang das so bleibt.

 Der Traum liegt in greifbarer Nähe. Bleibt nur die Frage: wage ich es, ihn zu realisieren?

Sechs Monate Vorbereitung

Ich muss mich darauf einstellen - nicht nur auf die Höhe, die Kälte und die Herausforderung, sondern auch darauf, wirklich jeden Schritt genießen zu können. Mir ist klar, dass je mehr ich im Voraus investiere, desto mehr bekomme ich später vom Berg zurück. Deshalb heißt es ab jetzt wie für mich üblich: „all in“. Der Trainingsplan starrt mir vom Küchentisch entgegen. Das Programm wechselt zwischen Krafttraining, Rucksacktraining, langen Spaziergängen mit Gepäck und der üblichen Joggingrunde.

Die Wanderschuhe müssen getestet werden – nicht irgendwelche, sondern jene, die mich bis an den Gipfel tragen sollen. Zehenstrümpfe, Wanderstöcke, Zip-off-Hosen, auf die Details kommt es an. Der Rucksack wird zuerst mit Hanteln gefüllt, bevor das richtige Gepäck hineinkommt. Ja, der Rucksack! Da habe ich mich für das neue Modell von RevolutionRace entschieden. Eigentlich ist er zu dem Zeitpunkt noch nicht ganz fertigentwickelt. Vertrau ich der Sache? Wird er meinen Ansprüchen gerecht? Oder soll ich lieber einen anderen Rucksack wählen?

Impftermine werden bebucht, Flugpreise verglichen, Visumbestimmungen studiert. Jede praktische Angelegenheit wird zu einem heimlichen Ritual, dem inneren Start meiner Reise, und jeder Vorbereitungsschritt führt mich ein Stück näher an den Berg - den Kilimandscharo. Ich lasse mir den Namen auf der Zunge zergehen. Es fühlt sich so groß an. Beinah schäme ich mich, es laut auszusprechen. Wer glaube ich eigentlich zu sein? Doch was mich anzieht, ist etwas Größeres, Bedeutenderes, als bloße Abenteuerlust. Vielleicht möchte ich mich einfach nur lebendig fühlen, mir selbst etwas beweisen.

Die Wanderung führt von der Wärme in die Kälte, durch Regenwälder, über Heiden und hinauf zur Stille des Gletschers. Wir sollen nur das Nötigste mittragen, aber alles muss funktionieren. Für Nachlässigkeit ist kein Platz. Die bevorstehende Reise begleitet mich unaufhörlich in Gedanken – auf jedem Schritt, beim jedem gehobenen Gewicht, bei jedem gebundenen Schuhknoten. Der Berg ist bereits ein Teil von mir.

Jetzt geht´s los

Erster Halt: Flughafen Arlanda. Ich treffe einige meiner Reisekameraden. Manche sind, genau wie ich, allein unterwegs. Wir kennen einander nicht, doch die gemeinsame Anspannung liegt spürbar in der Luft, ein unausgesprochenes: „Zusammen schaffen wir das“. Wir plaudern, lachen etwas nervös, versuchen zu realisieren. Wir nehmen den Nachtflug nach Addis Abeba, viele Stunden durch die Dunkelheit, und der Schlaf kommt und geht.

Wir landen in der Morgendämmerung, müde aber voller Erwartungen. Der nächste Flug nach Arusha erscheint mir wie der Weg in ein anderes Leben. Als wir zum ersten Mal den Boden von Tanzania betreten, fühlt es sich an, als wären wir in der Wirklichkeit angekommen. Die warme, staubige Luft schlägt uns entgegen. Der Bus des Reiseunternehmens holt uns ab und wir erhalten eine kurze Präsentation sowie erste Anweisungen, Regeln und Richtlinien. Dann wird der Hunger beim ersten Abendessen gestillt. Bei der Kontrolle unseres Gepäcks breitet sich eine gewisse Nervosität in mir aus. Mir ist bewusst, dass ich hier keine weitere Ausrüstung beschaffen kann, sollte ich etwas vergessen haben. Mein Magen verkrampft sich direkt, als ich meine Mütze nicht finden kann. Ich weiß doch, dass ich sie eingepackt habe…

Um sechs Uhr morgens werden die Rucksäcke gewogen. Maximal fünf Kilo dürfen es sein. Der Seesack darf höchstens 15 Kilo haben. Ich räume aus. Einige Kleidungsstück und Bars müssen zurückbleiben. Mir war gar nicht bewusst, welches Gewicht ich eingepackt hatte. Frustration macht sich breit – ich wollte so gut vorbereitet sein, muss aber leichter packen.

Wir werden in zwei Gruppen aufgeteilt – ungefähr 15 Personen in jeder. Unser Hauptguide, Stefan, behält den Überblick. Wir werden in separaten Gruppen wandern, aber die Pausen und Übernachtungen gemeinsam verbringen. Der Grund dafür ist die Kontrolle der Gesundheit aller Teilnehmer. Keiner darf unbemerkt zu nah an seine Grenzen kommen.

Die Spannung steigt. Die Gedanken drehen sich im Kreis. Schaffe ich das? Bin ich gut genug vorbereitet? Werde ich frieren? Alle offenen Fragen der vergangenen Monate rücken plötzlich ganz nah. Jetzt wird es ernst. Auf diesen Zeitpunkt habe ich so lange hintrainiert. Jetzt kommt es darauf an.

Die Wanderung – erster Tag

Nach dem Einchecken beim Lemosho Gate breitet sich eine innere Ruhe aus. In mir wird es angenehm still. Wir sind umgeben von Regenwald – feucht, lebendig und tief. Die Affen spielen in den Baumkronen und die Vögel singen in einer Sprache, die keine Deutung verlangt.

An diesem Ort sind wir die Gäste, kleine Wesen auf einer Reise in Richtung etwas Größerem. Die Schritte werden automatisch weicher. Wir wandern in Reih und Glied, fast wie bei einer Zeremonie – kein Gedränge, kein Stress. Pole, pole – langsam, langsam ist die Devise. Das sind nicht nur leere Worte, es ist ein Daseinszustand.

Die Routinen sollen in Fleisch und Blut übergehen. Jeder Stopp erfüllt seinen Zweck – trinken, essen, Toilettengang, Kleidung anpassen. Der Plan muss vor Pausenbeginn klar sein. Jeden Abend wird unser Gesundheitszustand durchgecheckt: Sauerstoffsättigung, die Häufigkeit von Stuhlgang und Blasenentleerung, Flüssigkeitsaufnahme. Stefan hält jedes Detail in seinem schwarzen Notizbuch fest. Anfangs grinsen wir etwas beschämt über die Maßnahmen – doch schnell stellt sich Gewohnheit ein. Der Körper ist unser wichtiges Werkzeug, und wir müssen jedes Signal bewusst wahrnehmen. Nur so kommen wir auf den Gipfel.

Bei der Ankunft im Camp sind die Zelte schon fertig aufgebaut. Unsere Mahlzeit wird vor Ort zubereitet – warm, gut, einfach – aber es schmeckt wie ein Festessen. Das Toilettenzelt wird zur Mittagszeit und für die Nacht aufgestellt. Von Komfort kann man nicht sprechen, aber genau so soll es auch sein. Alles ist durchdacht und hat seinen Platz.

Wir wandern zwischen vier und zehn Stunden pro Tag – fünf bis zehn Kilometer. Doch die Strecke ist nicht die eigentliche Herausforderung. Es sind die Höhenmeter und die Anpassung. Man darf nichts überstürzen.  Auf dem Papier klingen 5.896 Meter machbar - das könnte man an einem Tag schaffen -, aber der Berg kümmert sich nicht um Zahlen. Der Körper funktioniert nach seinen eigenen Prinzipien. Manchen Teilnehmern wird schon in den ersten Tagen übel und es lässt sich nicht vorhersehen, wen es treffen wird. Ich frage mich, ob ich die nächste bin. War mein ganzes Training umsonst, wenn mein Körper jetzt protestiert?

Mir kommt der Gedanke: kann man unehrlich sein? Kann man sagen, alles sei in Ordnung, obwohl dem nicht so ist? Wie erkenne ich den Unterschied zwischen reiner Nervosität und richtiger Gefahr? Ich will um jeden Preis den Gipfel erreichen, doch mir ist auch klar, dass ich die Regeln befolgen muss: soviel essen wie es möglich und regelmäßig trinken. Muss ich bei jeder Pause zur Toilette, weiß ich, dass mein Körper noch dabei ist. Immer nach dem Motto: pole, pole…langsam, langsam.

Ich bin von fantastischen Menschen umgeben, aber mir wird auch klar, dass ich mich nicht um die Sorgen der anderen kümmern kann, nur um meine eigenen. Ich muss die Verantwortung für mich übernehmen. Amten. Viel Flüssigkeit zu mir nehmen. Langsam gehen. Auch auf die Sonneneinstrahlung muss geachtet werden: nicht zu viel ausziehen, sich keinen Sonnenbrand holen. Ich schwitze lieber, als zu frieren. In meinem Rucksack habe ich alles gepackt, was tagsüber nötig ist. Das übrige Gepäck – warme Kleidung für den Gipfel – wurde im Duffel verstaut, getragen von unseren fantastischen Portern.

Eine ganze Crew, über hundert Personen, machen diese Wanderung für uns möglich. Sie tragen Zelte, Verpflegung, Wasser, Toiletten und Abfälle, sind für den Auf- und Abbau der Lager verantwortlich und empfangen uns immer mit einem Lächeln und Gesang. Die Arbeit ist hart, aber hochgeschätzt und gut bezahlt. Diese Gruppe verbindet etwas tief Menschliches – das Gefühl Teil eines großen Ganzen zu sein.

Das hier ist nicht nur meine Reise – es ist unsere.

Ein atemberaubender Anblick

Nachdem wir den Regenwald hinter uns lassen und das Shira-Plateu erreichen, tritt eine enorm spürbare Veränderung ein. Es fühlt sich an, als ob sich die Welt vor uns öffnet, denn plötzlich steht er vor uns – der Gipfel des Kilimandscharo. Das Ziel unserer Träume, über das wir lange gesprochen und für das wir uns vorbereitet haben. Es ist atemberaubend und beinahe unwirklich. Mächtig und beängstigend zugleich. Bei seinem Anblick wird es still unter den Teilnehmern. Es scheint, als ob alle gleichzeitig vom selben Gedanke erfüllt werden: Jetzt ist es wahr geworden.

Wir folgen der nördlichen Route, von der man über die Savanne Kenias blicken kann. Die Sonnenuntergänge sind reine Magie. Der Himmel scheint zu brennen. Noch beeindruckender sind die Sonnenaufgänge, wenn sich die Strahlen langsam über die Landschaft ausbreiten und die Steine in rosa- und goldfarbenes Licht tauchen. Es erscheint wie ein Traum.

Die Landschaft verändert sich mit jedem Schritt bergauf. Die Vegetation nimmt stetig ab und der Boden wird immer karger. Der Sand und die Steine verändern sowohl Farbe als auch Form – von Rotbraun zu Grau bis fast hin zu Schwarz. Es ist jetzt kalt geworden. Richtig kalt. Auf dem Zeltdach ist morgens der Frost zu erkennen und die Luft sticht beim Einatmen in der Lunge.

Meine Zeltkollegin Penny hat sich als fantastische Reisekameradin herausgestellt. Wir haben uns auf Anhieb verstanden – der gleiche verrückte Humor, die gleiche Unordnung im Gepäck, die gleiche Begeisterung. Wir sitzen oft morgens im Zelt, plaudern angeregt und merken, dass wir aneinander gar nicht zugehört haben, woraufhin lautes Gelächter folgt. Es ist dieses echte, sprudelnde Lachen, durch das man die Kälte vergisst. Durch sie wird alles ein bisschen leichter und wärmer.

Tagsüber lernen wir auch die anderen Teilnehmer Stück für Stück näher kennen. Das ergibt sich ganz natürlich, beim Wandern, durch Unterhaltungen, in den Pausen. Abends sitzen wir oft noch lange im Essenszelt und teilen Gedanken miteinander. Wir reflektieren über unseren Reisetraum, aber auch den Alltag zu Hause, Entscheidungen und die wirklich wichtigen Dinge des Lebens.

Wir haben die Baumgrenze überschritten und bald auch die Wolkendecke. Es fühlt sich unwirklich an, aber gleichzeitig doch wirklich. Die Schönheit liegt in den einfachen Dingen – eine Wasserflasche zu teilen, sein Hab und Gut auf dem Rücken zutragen, wirklich im Hier und Jetzt zu sein.

Eines Tages müssen einige zurückgehen, um Wasser zu holen. Dabei wird uns schlagartig bewusst: Wasser ist nicht einfach nur Wasser. Es ist Gold – sonst eine Selbstverständlichkeit, hier ein Luxusgut.

Die Tage reihen sich aneinander, langsam, im Einklang mit unseren Schritten. Die Gespräche werden weniger und beim Wandern wird es immer stiller. Der Fokus richtet sich nach innen. Manchmal kreisen die Gedanken, dann ruhen sie wieder. Dann kommt der Tag davor. Der Tag vor dem großen Tag. Morgen Nacht ist es soweit. Die Gipfelbesteigung.

Wir müssen nun wirklich aufmerksam sein, denn jetzt muss alles richtig laufen. Wir erreichen das Camp – ein wenig erfroren, kichernd und nervös. Der Wind reißt am Zelt und trägt es beinahe davon. Zu Abend gegessen wird bereits um halb sechs. Danach wird für die Gipfelbesteigung gepackt und anschließend geht es ab ins Bett, denn bald heißt es wieder aufstehen. Frühstück gibt es um 23 Uhr. Das ist so unlogisch, dass ich es gar nicht richtig erfassen kann. Ich kann mich kaum mehr an all die erhaltenen Informationen erinnern. Machen wir alle 20 Minuten eine Pause von 5 Minuten? Waren es zwei Mützen oder eine? Gehört die Stirnlampe in die Jackentasche oder in den Rucksack?

Stefan geht mit uns nochmal die Kleidung durch. Er ist deutlich: Schicht für Schicht mit Reißverschluss. Die Temperaturregulierung muss einfach funktionieren. Man soll nicht zum Stehenbleiben gezwungen werden, nur um Kleidung loszuwerden und im Rucksack zu wühlen – das verbraucht unnötig Zeit und Energie. Kleidung im Gepäck wiegt schwerer als am Körper. Ich muss über mich selbst schmunzeln mit meinen insgesamt sieben Kleidungschichten. Ich will auf keinen Fall frieren! Doch ich kann mich kaum bewegen. Wir einigen uns auf vier Schichten. Das soll reichen. Es muss reichen.

Ich kann es kaum fassen, dass es nun wirklich soweit ist. Das nächste Mal, wenn wir unser Zelt einpacken, werden wir versucht haben, den Uhuru Peak zu erreichen - 5.896 Meter über dem Meeresspiegel. Wir haben trainiert, geplant, gelacht und gefroren. Jetzt ist der Moment gekommen.

Ich denke: Oh mein Gott, ich bin jetzt wirklich da. Mein Traum ist Wirklichkeit geworden.

Die Gipfelbesteigung

Der Aufstieg beginnt um Mitternacht. Wir sind langsamer unterwegs als je zuvor, doch jeder Schritt ist andächtig. Jeder Atemzug wird zu einem kleinen Sieg. Es ist still. Nur die Geräusche unserer Schritte auf dem Kies und die Atemzüge sind in der Dunkelheit zu hören. Der Schein unserer Stirnlampen bewegt sich in einer schmalen, schlangenförmigen Linie den Berg hinauf. Ich danke den guten Mächten, denn wir haben Glück mit dem Wetter. Bei Regen oder Schneefall wäre der Aufstieg über die steile Vulkanwand zum Gilman's Point unmöglich gewesen. Der Gedanke, wie heikel das Vorhaben ist, beängstigt mich.

Noch in der Nacht gerät ein Teilnehmer wegen starkem Harndrang in Panik. Doch es ist unmöglich vom Weg abzuweichen, da der Pfad viel zu schmal und der Abgrund viel zu nahe ist. Die Situation gerät beinahe außer Kontrolle, doch Stefan ist zur Stelle. Er löst das Problem mit aller Ruhe. Die Panik legt sich und mir wird bewusst, dass seine Anwesenheit lebenswichtig ist.

Nach einigen Stunden ertönt Gesang. Es sind unsere Porter. Dieser Gesang hat uns den gesamten Weg begleitet. Der Rhythmus der Klänge trägt uns voran und gerade in diesem Moment erscheinen hinter einer Klippe, dessen Namen ich vergessen habe, die ersten Sonnenstrahlen und tauchen die Welt in ein goldenes Licht. Wir haben den Kraterrand nun beinahe erreicht, aber noch nicht ganz. Bald.

Als wir Gilman's Point erreichen, fühlt es sich unwirklich an. Man reicht uns eine Tasse mit heißem Ingwertee. Das ist der beste Tee, den ich je getrunken habe. Ich bin überglücklich. Doch allzu lange dürfen wir nicht bleiben. Einige in der Gruppe sind leicht höhenkrank. Meine Wanderkollegin berichtete mir im Nachhinein von dunkeln Gedanken, die sich in der Stille breit gemacht haben. Doch wir waren dort. Wir haben es geschafft. Nach einer kurzen Pause geht es weiter in Richtung Stella Point. Dort müssen einige umkehren. Der Körper macht nicht mehr mit und das muss respektiert werden.

Wir anderen – eine eifrige, aber etwas müde Wandergruppe – setzt den Weg in Richtung Uhuru Peak fort – dem allerhöchsten Punkt. Schritt für Schritt. Kaum einer spricht noch ein Wort. Wir gehen einfach. Als plötzlich das Schild im fahlen Morgenlicht erscheint, sind wir fast überrascht. Sind wir schon da? Oder besser gesagt: Haben wir es wirklich geschafft?

Wir fotografieren und umarmen uns. Wir vergießen die eine oder andere Träne und versuchen den Moment zu erfassen. Es ist möglich. Wir haben es bis an den Gipfel geschafft. Die Wolken verdecken einen großen Teil der Landschaft. Tanzania unter uns ist kaum zu erkennen. Doch das spielt keine große Rolle. Wir stehen auf dem Dach von Afrika in 5 896 Metern Höhe.

Der Abstieg

Darauf hat mich niemand vorbereitet. Die Müdigkeit trifft mich wie ein Schlag. Ich will einfach nur mehr schlafen, muss aber weiter. Der Schotter und all die kleinen Ausrutscher erschweren den Weg. Jeder Schritt zählt. Heute sind es 16,5 Kilometer. Wir sind schon seit über 20 Stunden unterwegs. Als wir endlich im Camp ankommen, fühlt es sich an, als ob mir die Füße jeden Moment abfallen könnten.

Morgen ist der letzte Wandertag: 5 Stunden Fußweg bis zum Mweka Gate. Das Gehen läuft jetzt schon fast automatisch. Zum ersten Mal schließen wir uns mit der anderen Gruppe zusammen und ich bin mehr im Gespräch als in den meisten vergangenen Tagen. Ich fühle mich stark, möchte jetzt aber auch so schnell wie möglich den Abstieg schaffen, um meinen Füßen eine wohlverdiente Pause zu gönnen… und um das wohlverdiente Kilimandscharo-Bier zu trinken.

Das Ende unseres Abenteuers wird mit einem großen Abendessen gefeiert. Porters, Guides und Teilnehmer, alle sind versammelt. Die Porters haben sich für den Anlass schick gemacht. Sie erhalten jetzt ihr Gehalt und von uns Trinkgeld. Sie wirken stolz. Wahrscheinlich brechen sie schon nächste Woche wieder zur nächsten Wanderung auf – für uns war diese Wanderung eine tiefgreifende Erfahrung, für diese Menschen ist es Arbeit. Trotzdem kann man den Stolz in ihren Augen erkennen. Die Herzlichkeit. Der gegenseitige Respekt.

Auf mich wartet nun eine kürzere Safaritour bevor es wieder auf die Heimreise geht, aber eigentlich möchte ich noch nicht zurück, sondern lieber noch innehalten, einfach nur atmen und mit mir selbst ins Reine kommen. Das... das war etwas ganz Besonderes. Magisch. Unglaublich. Unwirklich wirklich.

Magisch. Unglaublich. Unwirklich wirklich.

Ich habe Fotos, jede Menge an Fotos, damit die Erinnerungen wach bleiben. Doch ich habe noch weit mehr Dinge mitgenommen, die sich nicht auf einem Bild festhalten lassen: nämlich das Gefühl von Gewissheit und Stolz. Ich habe es geschafft. Wir haben es geschafft!

Dankbarkeit

Jetzt wo ich wieder zu Hause bin, mein Körper ausgeruht ist, befindet sich aber ein Teil meiner Seele ist noch immer auf dem Berg und ich spüre einen inneren Drang. Eine Sehnsucht. Eine ungeduldige Neugier. In welches Abenteuer soll ich mich als nächstes stürzen? Es wird schwer sein, noch höher hinauszukommen, denn Gipfel sind genau mein Ding. Ich liebe den Aufstieg, buchstäblich und im übertragenen Sinne. Aber für jemanden wie mich - eine Amateurin, wenn auch einen ziemlich hartnäckige - sind nicht mehr so viele Gipfel möglich. Ich will höher hinaus, aber nicht leichtsinnig sein. Ich möchte mich herausfordern, aber keine unvernünftigen Risiken eingehen.

Reiseübersicht

Ich entschied mich für eine achttägige Kilimandscharo-Expedition des Anbieters Swett. Ich kann diese gut organisierte Tour nur wärmstens empfehlen. Der Flug ist jedoch nicht inkludiert und muss selbst gebucht werden. Die Bergtour kostete 45 000 SEK und der Flug nochmal rund 11 000 SEK. Das klingt vielleicht etwas teuer, aber ich persönlich kann für dieses fantastische Abenteuer auf viele Strandurlaube verzichten.

Die Erkenntnis

Ich bereue nichts, weder die Müdigkeit, noch den Schweiß oder die vergossenen Tränen… doch was ich unbedingt auf die nächste Reise mitnehmen würde ist: Batterien. Abend für Abend mit der Handy-Taschenlampe herumlaufen, um die Batterie der Stirnlampe für die Gipfelbesteigung zu sparen hat zwar funktioniert, war aber keine brillante Lösung. Dann waren es noch die Schokoriegel. Ich hätte mir nicht gedacht, dass diese durch die Minusgrade auf dem Gipfel einfrieren könnten. Ein kurzer Test vorher im Kühlschrank hätte mir diese Erkenntnis erspart. Nächstes Mal setzte ich mehr auf Rosinen und Nüsse - nur ein weiteres kleines Kapitel in der Geschichte meines unvollständigen, aber dennoch perfekten Gepäcks.

Ich werde weiterhin neugierig sein. Weiterhin mutig sein. Reisen, auch wenn ich es allein tun muss. Es wagen zu träumen - und diese Träume wahr werden lassen.

Ich werde an meiner Neugier und meinem Mut festhalten. Ich möchte reisen, wenn auch allein. Ich werde weiterhin Träume entwickeln und diese auch verwirklichen. Ich habe etwas Bedeutendes gelernt: die Erinnerungen für das Leben entstehen nicht aus dem Einfachen. Sie können sich nur bilden, wenn man auch etwas wagt und sich einer Herausforderung stellt, die auf den ersten Blick zu groß, zu übermächtig, zu unsicher erscheint – und sich trotzdem traut.

Darum geht es im Leben.

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